Die Gründung

Foto: repro aus: Richard Wagner: 1882-1982 - Peter Schneider - Ein Leben für Franken

Der Frankenbund wurde am 11. Oktober 1920 in Würzburg von Dr. Peter Schneider aus Sorge um das mangelnde Heimatbewusstsein der Bewohner Frankens gegründet. Seine Ziele erläuterte der Gründer in einem Artikel aus dem Jahre 1926 mit dem programmatischen Titel Was jeder vom Frankenbund wissen muß: "Der Frankenbund ist eine über das bayerische und außerbayerische Franken ausgedehnte Vereinigung von deutschen Männern und Frauen fränkischer und nichtfränkischer Herkunft aus allen religiösen und politischen Lagern, aus allen Volksschichten und Berufsklassen. ... Der Frankenbund will durch volkstümliche Darstellung unseres Wissens vom fränkischen Land und Volk neue Liebe zur Heimat, neue Anhänglichkeit an den Heimatstamm erwecken. Er will durch Erschließung der gemeinsamen Kultur die einzelnen Teile Frankens einander geistig näher bringen und so das Gefühl der Zusammengehörigkeit stärken." Diese "gemeinsame Kultur" umfasste für ihn nicht nur Geschichte, Kunst und Brauchtum, sondern auch Literatur, Mundart, Natur und Sitte aus Vergangenheit und Gegenwart.

Um dieses Ziel zu realisieren, wollte Schneider alle Bewohner Frankens ansprechen. Deshalb ist der Frankenbund bis heute keine wissenschaftliche Vereinigung, sondern offen für alle an Franken Interessierten.

So sehr sich Schneider für eine Stärkung der fränkischen Identität einsetzte, so strebte er doch zu keinem Zeitpunkt einen „fränkischen Sonderstaat“ an; auch wollte er nach eigenen Worten "keine bestehenden Landesgrenzen beseitigen und keine neuen schaffen". Dies gilt bis heute für den Frankenbund.

Peter Schneider wurde am 20. Juni 1882 als Sohn einer alteingesessenen Bamberger Familie geboren. Nach dem Abitur 1901 studierte er in München und später in Würzburg Alte Sprachen, Germanistik, Geschichte und Geographie, erlangte 1907 die Doktorwürde und schlug die Laufbahn eines Gymnasiallehrers ein. Zunächst unterrichtete er in Bamberg, ab 1911 in Speyer. Dort heiratete er 1912 die Bambergerin Babette Reinlein; aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor. 1920 zog er wieder nach Würzburg und lehrte am Neuen Gymnasium. Nach einer kurzen Lehrtätigkeit in Aschaffenburg kehrte er 1934 wieder an ein Würzburger Gymnasium zurück. Bei dem verheerenden Luftangriff auf Würzburg am 16. März 1945 verlor er Hab und Gut; seine umfangreiche Bibliothek sowie Aufzeichnungen und Manuskripte verbrannten. (siehe Anm. 1)
Die folgenden drei Jahre verbrachte er mit seiner Familie in Gerolzhofen, um schließlich 1948 in seine Heimatstadt Bamberg zu ziehen und die Leitung des dortigen Alten Gymnasiums zu übernehmen. 1950 schied er aus dem Schuldienst aus. Er starb in Bamberg am 19. Januar 1958, wo er zwei Tage später unter großer öffentlicher Anteilnahme beerdigt wurde.

Schon in jungen Jahren trat Schneider mit (kunst-)historischen und volkskundlichen Themen an die Öffentlichkeit. Zunehmend wurde die Beschäftigung mit Franken, seiner Geschichte und Kultur, seiner Landschaft, seiner Sprache und seinen Bewohnern zu seiner Lebensaufgabe; er setzte sich leidenschaftlich für eine lebendige Vermittlung der fränkischen Geschichte und Kultur ein, die zugleich wissenschaftlich fundiert wie auch volkstümlich nahe gebracht sein sollte.

Unermüdlich war er neben Beruf und Familie hierfür tätig: Er hielt Vorträge zu historischen und volkskundlichen Themen, schrieb Erzählungen und Lyrik, veröffentlichte viele Artikel in Zeitschriften und verfasste Theaterstücke, an deren Aufführung er sich zuweilen selbst beteiligte. Über 100 Publikationen listet sein Biograph in der Zeit von 1906 bis 1954 auf.

Schneider war ein viel beachteter Schriftsteller und Forscher, zu dessen Arbeitsgebieten fränkische Geschichte, Volkskunde, Heraldik und Sprachforschung gehörten, wie auch ein begnadeter Redner, der seine Zuhörer zu begeistern und mitzureißen wusste.

In Anerkennung seiner Pionierarbeit setzte der Frankenbund seinem Gründer 1959 einen Gedenkstein auf dem Schwanberg (Landkreis Kitzingen).

(Anm. 1: Die Zeit des Nationalsozialismus hat Werner K. Blessing in seinem Aufsatz: Patriot in schwieriger Zeit. Zum 50. Todestag von Dr. Peter Schneider, aufgearbeitet, abgedruckt in: Frankenland Heft 1, 2009, S. 41-62)